Sr. Juliana (dt)

„Der Herr sprach zu Abram: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde…… Da zog Abram weg, wie der Herr ihm gesagt hatte“. (Genesis 12, 1-4)

Abram lässt sich auf das Wagnis ein und zieht weg. Er gibt seine Sicherheiten auf. Seit der Geschichte Abrahams wissen wir: nur wenn wir aufbrechen, können sich die Verheißungen erfüllen.

Meine Mutter hat sich in ihrem Leben nie gefragt, was sie sich so wünschen würde nach dem Tod meines Vaters. Die Verantwortung für drei noch kleine Mädchen (ich gerade 3 Jahre alt) war nach den Kriegsjahren nicht einfach zu tragen. Oft wusste sie nicht, wie sie den nächsten Schulausflug bezahlen sollte, oder die warme Suppe während der Wintermonate zu Mittag, oder die Schulmilch; nicht zu reden von unseren Wünschen!

In dieser Atmosphäre von Unsicherheit, von Mangel und Not wuchsen wir auf, die drei Halbwaisen von Holzackern, einem Dorf in Oberösterreich, inmitten von Feldern und Wald. Es fehlte uns vielleicht an materieller Sicherheit, aber wenn wir auch wenig hatten, so war unsere Mutter doch immer großzügig. Der Bettler ging immer mit etwas Essbarem seines Weges, aber auch die Mission wurde mit ein wenig Geld unterstützt. Denn wenn auch wenig zum Helfen vorhanden war, wenn alle zusammen legen kann doch vieles bewegt werden! Dies war die Überzeugung unserer Mutter. Im dieser Atmosphäre von Teilen, sich Einbringen für den andern wuchsen wir drei Mädchen auf.

Warum lag gerade mir Mission und das Kirchgehen so am Herzen? In den jährlichen Wahlfahrten meiner Mutter, die mich als die jüngste von den dreien überall mit hinschleppte, fand ich Ruhe und Geborgenheit. Und so wuchs der Ruf Gottes in mir. Zuerst verstand ich gar nichts, hatte ich doch meine eigenen Pläne wie mein Leben aussehen sollte. Erst am 24. Geburtstag meines Lebens war der Ruf Gottes deutlich zu spüren, zu hören.

Rucksack

Rucksack

Geh weg, lies mein Wort und folge mir nach, wohin ich dich führe. Dies waren die Worte, die meinem Leben einen Wendepunkt gegeben haben. Gesagt, getan: die Bibel kam in den Rucksack mit allem andern, und los ging es mit Schiff und Eisenbahn nach Israel, dem heiligen Land, um dem Ruf zu folgen. Während meiner Volontärszeit im heiligen Land gehen Sr. Ann Kathrin von der Kongregation Notre Dame de Sion und ich gemeinsam einen Weg, um meine Berufung zur Ordensschwester zu ergründen.

Im Gehen, im sich Öffnen, im Lesen der Schrift, in der apostolischen Tätigkeit mit den Schwestern und auch im Gebet mit den Schwestern war es dann klar, das ist meine Berufung, der Sinn, der meinem Leben Fülle gibt. Und so ist mein Motto der Satz aus dem Johannes Evangelium 10, 10 Ich bin gekommen damit sie das Leben haben und es in Fülle haben….

Gottes Ruf will immer zum Leben in Fülle führen. Und heute habe ich innerhalb der Kongregation die Aufgabe, jene zu begleiten, die sich aufmachen, um Jesus nachzufolgen in der Kongregation von Notre Dame de Sion.

Sr. Juliana nds